2019 stiegen die Zwangsversteigerungen von Immobilien in Italien / Gtres
2019 stiegen die Zwangsversteigerungen von Immobilien in Italien / Gtres

Die Zahl der Immobilien, die in Italien zwangsversteigert werden, nimmt zu. Laut dem letzten Halbjahresbericht des Marktforschungsunternehmen Sogeea stieg die Zahl der Immobilienauktionen in den vorangegangenen sechs Monaten um 21,5%. Diese Immobilien gelangten in der Regel mittels Zwangsvollstreckungsverfahren in den Besitz der Banken, da ihre Käufer nicht in der Lage waren, die Darlehensraten zu bedienen. Der Geschäftsführer von Sogeea, Sandro Simoncini, erklärt diese Entwicklung gegenüber idealista/news.

Zwangsversteigerungen von Immobilien in verschiedenen Gegenden Italiens

Laut dem Halbjahresbericht des Marktforschungsunternehmens Sogeea über Immobilienauktionen in Italien befinden sich momentan 21.737 Immobilien in Zwangsvollstreckungsverfahren, verglichen mit 17.899 im Januar. Dies ist der zweite Anstieg in Folge nach einem zweijährigen Zeitraum mit rückläufigen Zahlen.

Diese Zahlen variieren jedoch deutlich innerhalb des Landes. Im Zentrum Italiens hat sich die Situation verschärft: Die Anzahl der Zwangsversteigerungen stieg im Halbjahresvergleich von 3.441 auf 5.482 (+59,4%). Im Süden wird eine vergleichbare Tendenz beobachtet, mit einem Anstieg von 4.527 laufenden Vollstreckungsverfahren gegenüber 3.399 vor sechs Monaten (+33,2%). Der Anstieg auf den wichtigsten Inseln fiel etwas niedriger aus (+15%): Hier wurden 2.537 Immobilien zwangsversteigert, im Vergleich zu 2.207 im Januar. Norditalien zeigt sich im Wesentlichen stabil: Es wurden 9.191 Immobilien zwangsversteigert. Obwohl dies einen Höchstwert bedeutet, liegt diese Zahl in etwa auf dem Niveau zu Jahresbeginn (8.852).

Auf regionaler Ebene befindet sich knapp ein Fünftel aller zwangsversteigerten Immobilien in der Lombardei (4.028). In dieser Region laufen mit deutlichem Abstand die meisten Zwangsvollstreckungsverfahren. Danach folgen Latium (2.463), Sizilien (2.026), die Toskana (1.872) und Venetien (1.728). Die Regionen Friaul-Julisch Venetien (85 Immobilienauktionen), das Aostatal (56) und Umbrien (37) sind die am wenigsten von diesem Phänomen betroffenen Regionen. Bei den Provinzen stechen die 1.053 Immobilien in Catania hervor, die zwangsversteigert werden. Dieser Wert wird nur von Rom übertroffen (1.468). Es folgen Bergamo (880), Pavia (654), Ancona (627), Brescia (620), Turin (535), Pistoia (530) und Taranto (492).

Warum steigt die Zahl der Zwangsversteigerungen in Italien?

„Die Zwangsversteigerung einer Immobilie ist die Folge einer finanziellen Verpflichtung, die nicht erfüllt wurde“, erklärt Sandro Simoncini, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Sogeea. „Diese Zahlungsschwierigkeiten reichen mindestens fünf Jahre zurück. Der Anstieg der Immobilienauktionen belegt zunächst, dass die Krise in Italien noch nicht überstanden ist. Viele Kreditinstitute sind tendenziell weniger aggressiv und neigen eher dazu, bestehende Darlehen mit ihren Kunden neu zu verhandeln. Es kommen aber immer noch viele Immobilien auf den Markt, die zwangsversteigert werden.“

Ist der Anstieg der Immobilienauktionen alarmierend?

„Wir sind zwar noch weit vom Spitzenwert von über 30.000 zwangsversteigerten Immobilien entfernt, der im Januar 2017 registriert wurde“, antwortet Simoncini, „aber ein zwei Halbjahre anhaltender Anstieg ist ein Trend, der nicht unterschätzt werden sollte. Die Zahlen müssen nicht in direktem Zusammenhang mit der aktuellen wirtschaftlichen Dynamik stehen, aber Tatsache ist, dass die Anzahl von Personen, die finanzielle Schwierigkeiten haben und das Drama erleben, dass ihre Immobilien im Besitz anderer landen, stark gestiegen ist. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Prozesse und der Beschleunigung der Zwangsvollstreckungsverfahren gibt es mehr potenzielle Käufer und einen kontinuierlichen Umsatz. Dies deutet darauf hin, dass große Teile Italiens durch diese mehr als zehn Jahre andauernde Krise geschwächt sind. Die geografischen Daten belegen, dass die Situation in vielen der historisch schwächeren Gebiete aus sozioökonomischer Sicht besonders ernst ist.“

Welcher Trend zeichnet sich bei den Immobilienauktionen ab?

„Die Aussetzung der zuvor eingeführten Präferenzbesteuerung“, so Simoncini, „könnte einige kaufwillige Personen abgeschreckt haben. Generell befinden sich die Immobilienauktionen jedoch in einer Phase der Entwicklung und Expansion. Immer mehr Menschen nutzen sie, um Immobilien in Italien zu kaufen. Die Versteigerungen sind kein Nischenbereich mehr.“

Wie wirken sich die Zwangsversteigerungen auf den italienischen Immobilienmarkt aus?

„Das Volumen der Zwangsversteigerungen auf dem italienischen Immobilienmarkt ist im Vergleich zu den herkömmlichen Immobilientransaktionen noch immer sehr überschaubar“, erläutert der Geschäftsführer von Sogeea. „Aber die Digitalisierung sorgt für Veränderungen. Dank spezialisierter Internetportale und IT-Tools können praktisch alle Phasen des Kaufprozesses aus der Ferne durchgeführt werden: von der Auswahl der Immobilie über das Einreichen aller Dokumente bis hin zur Unterbreitung des Angebots. Die Welt der Immobilienauktionen zu untersuchen, zu vereinfachen und transparenter zu machen, bedeutet automatisch, das Publikum potenzieller Käufer zu erweitern.“

Preise der zwangsversteigerten Immobilien in Italien

Die Preisspannen für Immobilien aus Zwangsvollstreckungsprozessen bleiben stabil. Der Großteil der versteigerten Häuser hat einen sehr niedrigen Startpreis: 66,3% der Immobilien werden für unter 100.000 Euro angeboten. Wenn man die Immobilien bis 200.000 Euro hinzufügt, steigt dieser Wert auf insgesamt 88,6%. Die überwiegende Mehrheit der Immobilien gehört Bürgern, die nicht in der Lage waren, einer finanziellen Verpflichtung, in der Regel dem Hypothekendarlehen für den Kauf der Immobilie, nachzukommen. Dies bestätigt, dass die Krisenjahre die mittleren und unteren Einkommensschichten besonders hart getroffen haben.

Haben die niedrigen Preise der Immobilienauktionen positive Folgen für die Käufer?

„Der Markt bietet gute Investitionsmöglichkeiten, vielleicht für ein junges Paar mit begrenzten finanziellen Mitteln“, so Simoncini. „Viele Kreditinstitute stellen Ad-hoc-Instrumente zur Verfügung, um den Kauf abzuschließen, und die Versteigerungen sind transparent und alles in allem ziemlich einfach: Wer über die notwendigen finanziellen Mittel verfügt, kann einen guten Kauf tun und immer auf einen Experten zurückgreifen, der sich mit Versteigerungen auskennt, um nichts falsch zu machen.“

Wie laufen die Zwangsversteigerungen ab und wie können die Abläufe verbessert werden?

„Wie in allen Bereichen müssen Angebot und Nachfrage beachtet werden“, erläutert Simoncini. „Es wird immer sehr attraktive Immobilien und andere schwer zu verkaufende Objekte geben: Bei den ersteren kann der endgültige Versteigerungspreis deutlich über dem Startpreis liegen; bei den letzteren besteht das Risiko, dass sie immer weiter reduziert oder vielleicht gar nicht verkauft werden. Die Informatisierung des Verfahrens erleichtert es dem potenziellen Käufer, sich im Vorfeld eingehend über die Immobilie zu informieren. Die Verfügbarkeit all dieser Daten reduziert die Risikofaktoren und bei Bedarf kann immer ein Experte zu Rate gezogen werden.“