
Die aktuellen Darlehenszinsen erscheinen zu niedrig, um weiter zu sinken. Nähert sich nun also der Moment, in dem sie wieder steigen? Wir haben mit einigen Experten darüber gesprochen.
Die niedrigen Zinsen für Hypotheken, Darlehen und Kredite dauern nun schon seit einigen Monaten an. Seit dem Sommer letzten Jahres hat die relative Verschlechterung der Bedingungen einiger Darlehen durch mehrere Bankengruppen zu der Ansicht geführt, dass nun die Trendwende naht.
Darlehenszinsen: Die Kreditmargen steigen 2019...
„Es stimmt, dass die von den Banken angewandten Zinssätze aus mehreren Gründen immer noch recht niedrig sind“, erklärt Ivano Cresto, Leiter der Geschäftseinheit Hypotheken beim italienischen Vergleichsportal Facile.it. „In Verbindung mit den günstigen Immobilienpreisen, die 2018 um fast 2 % gesunken sind, ist der Moment für den Kauf einer Immobilie in Italien eigentlich günstig. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass diese Situation nicht ewig andauern wird und dass die Margen der Banken, insbesondere bei festverzinslichen Darlehen, seit einigen Monaten langsam steigen. Wir müssen die politisch-ökonomische Entwicklung sowohl in Italien als auch in ganz Europa abwarten, um zu wissen, wie die Banken darauf reagieren und wie sich dies auf den Hypothekenmarkt und somit auf die Verbraucher auswirkt.“
„Morgen könnte die EZB mit einem GLRG neue Liquidität auf den Markt bringen“, sagt Antonio Ferrara, Firmenchef von Monety, „die der Wirtschaft durch die Förderung von Investitionen sicherlich Auftrieb geben wird. Das Problem der Reformen im Steuerrecht und auf dem Arbeitsmarkt bleibt jedoch das zentrale Thema für das Wachstum der italienischen Wirtschaft. Trotz dieser Bedingungen sind und bleiben die Zinsen in naher Zukunft jedoch äußerst wettbewerbsfähig, genauso wie die Immobilienpreise. Wer jetzt die Möglichkeit hat, zu investieren, findet eine besonders positive wirtschaftliche Situation vor.“
„Die Zinsen für Hypotheken für den Kauf von Immobilien“, bemerkt Renato Landoni, Geschäftsführer von Kìron Partners, „steigen seit einigen Monaten. Die wirtschaftliche Situation in Italien ist nicht besonders dynamisch: Das BIP-Wachstum ist niedriger als erwartet und liegt unter dem EU-Durchschnitt, die Staatsverschuldung steigt und selbst für junge Menschen ist die Situation aus beschäftigungspolitischer Sicht recht komplex. Darüber hinaus schaffen die anhaltenden Spannungen beim BTP-Bund-Spread sicherlich keine sichere Ausgangslage, die es den Banken ermöglichen würde, bei Produkten wettbewerbsfähiger zu werden. Wir erwarten daher in den kommenden Monaten 2019 einen allmählichen leichten Anstieg der Zinsen, jedoch verbunden mit derselben Bereitschaft, Kredite zu vergeben.“
...aber langsamer als erwartet
Es muss jedoch eine Reflexion stattfinden. Obwohl die Erhöhung der Kreditmargen der Banken unweigerlich eintreten wird, steht sie möglicherweise nicht so unmittelbar bevor wie viele denken. Roberto Anedda, Marketing Manager bei Mutuionline, erklärt, warum.
„Da die Anzahl der von Familien zum Kauf von Immobilien abgeschlossenen Hypothekendarlehen im Vergleich zur Gesamtzahl der Bankgeschäfte und -produkte relativ gering ist“, so Anedda, „wird der Großteil des Gewinns der Banken nicht im Bereich Hypotheken geschaffen. Die Investition in eine Wohnimmobilie ist etwas Langfristiges – sehr oft handelt es sich um den ersten Immobilienkauf – und es handelt sich um eine äußerst wichtige Investition. Dennoch ist diese Art der Investition sehr selten im Vergleich zu anderen Geschäften, die für die Bilanzen der Banken relevanter sein könnten.“
Die Banken müssen die Darlehenszinsen nicht erhöhen
Was bedeutet das? „Das bedeutet, dass die Anhebung der Darlehenszinsen in vielen Fällen kontraproduktiv sein könnte“, antwortet Anedda. „Bei den Hypothekendarlehen handelt es sich um ein Produkt, das, wie bereits erwähnt, nicht allein für die Rentabilität einer Bank verantwortlich ist. Vielmehr ist es ein Mittel zur Kundenbindung und um ihnen andere Produkte anzubieten. Eine Erhöhung der Finanzierungskosten könnte in der Tat für eine, wenn auch reduzierte, Gewinnmarge sorgen, aber Nachteile für die restlichen Produkte der Bank schaffen.“
Welche Faktoren sprechen dafür, dass die Banken bei der Erhöhung der Margen vorsichtig sind? „Die Zinsen der EZB sind nach wie vor niedrig“, erklärt Anedda. „die monetäre Lockerung ist abgeschlossen und die Kredite zur Unterstützung der Banken während der Krise laufen aus. Aber es ist wahrscheinlich, dass den Banken weitere gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (GLRG) zur Verfügung gestellt werden, so dass sie sich weiterhin zu wettbewerbsfähigen Zinsen refinanzieren und Produkte wie Hypothekendarlehen anbieten können.“
Wann werden die Margen bei den Darlehen steigen?
Besteht die Möglichkeit, dass sich die Banken weiterhin auf eine allgemeine Preiserhöhung einigen? „Das ist etwas, was vor Monaten hätte passieren können, aber es ist nicht passiert“, so die Einschätzung von Anedda. „Die wichtigsten italienischen Banken erhöhten nach dem letzten Sommer bereits ihre Margen, was ihnen ein paar Cent mehr einbrachte; die anderen Banken folgten diesem Beispiel jedoch nicht. Aber in den Monaten, wenn nicht sogar in den Jahren, vorher waren die Zinssätze so niedrig, dass die Margen (innerhalb der Grenzen der Wucherzinssätze) weitaus höher hätten sein können, ohne dass sich dies auf die Nachfrage ausgewirkt hätte. Doch das ist nicht geschehen. Im Gegenteil, die Margen sind weiter gesunken.“
Woran liegt das? „Das liegt zum einen daran, dass der Zinsswap und der Euribor weiter sanken“, so sagt der Marketingleiter von Mutuionline. „Zum anderen lag es in einigen Fällen im Interesse der Banken: Jeder kennt seine Kunden am besten und weiß genau, wann die Margen bei den Hypothekenzinsen erhöht werden kann, ohne dass dem restlichen Geschäft Schaden zugefügt und dabei nur ein geringfügig höherer Gewinn erzielt wird.“
Was können wir also in den kommenden Monaten erwarten? „Es könnte zu einem allgemeinen Anstieg kommen, doch seit Oktober hat sich nichts getan,“ erläutert Anedda, „auch weil die Aussicht auf eine effektive Zinserhöhung inzwischen zumindest verschoben zu sein scheint, besonders im Hinblick auf die anstehenden Entscheidungen der US-Notenbank. Mit Ausnahme von Kreditinstituten, die einen großen Anteil am Geschäft mit Hypotheken haben und wissen, dass sie ihre Kunden halten können, kann es daher sein, dass die Entscheidung, die Zinssätze zu erhöhen, nicht sofort von anderen Banken geteilt wird. Am Ende ist es also noch möglich, vorteilhafte Angebote zu finden, und es wird sicherlich noch lange so bleiben.“
„Momentan sind die Zinsen so niedrig wie nie zuvor“, betont Riccardo Bernardi, CDO bei 24MAX. „Kunden können momentan ein variabel verzinsliches Hypothekendarlehen um 1 % oder mit einem Festzinssatz von 1,80 % abschließen. Diese Zinssituation zusammen mit den niedrigsten Immobilienpreisen im Vergleich zu den Höchstwerten der letzten 10-12 Jahre stellt einen außergewöhnlich günstigen Moment für diejenigen dar, die eine Immobilie kaufen können und wollen. Selbst wenn die Zinssätze um 0,50 % steigen würden, würde sich die Situation nicht ändern. Diejenigen, die beabsichtigen, eine Immobilie in Italien zu kaufen und mit einem Hypothekendarlehen zu finanzieren, könnten dies weiterhin zu äußerst günstigen Bedingungen tun.“